Das Altwerden

Ach, mein lieber, treuer Herr,
Meine Glieder woll'n nicht mehr.
Die Augen nun schon dunkel sind,
Die Füße auch nicht mehr geschwinnt.
Die Finger sich schon krümmen tun.
Die Hände oft im Schoße ruh'n.

Denk ich an meine frühere Zeit,
Da war ich immer hilfsbereit.
Jetzt nun muß ich immer ruh'n.
Und sehen andrer Leute Tun.
Doch es nicht mehr lange währt
O dann steh ich hochverklärt
Vor dir, mein lieber Herr,
Und fühle keine Schwachheit mehr.
Mein Mund dann wieder fröhlich ist,
Weil ich das Erdenleid nicht miß'.
Die Augen sehen die Herrlichkeit,
Die du für mich schon hast bereit.
Die Füße gehn auf goldner Gasse,
Die Hand die gute Frucht umfasse,
Die auf den Lebensbäumen wächst.
Und die so gut und herrlich schmeckt.
Vom Lebenswasser trinke ich
Und Schwermut kenn' ich ewig nicht.
Krankheit hat keinen Zutritt mehr.
Und Einsamkeit kenne ich nicht mehr.

Ich bring dir meinen Lobgesang
Und singe aus vollem Herzensdrang:
Herr, du hast viel an mir getan,
Ich bete dich in Ehrfurcht an,
Und preise dich für deine Treu',
Du machtest in mir alles neu.
Drum dank ich dir für deine Huld
Und warte hier noch in Geduld,
Bis daß mein Stündlein schlagen wird
Und du mich rufst, mein treuer Hirt:
Komm und ruhe dich jetzt aus
Hier in meines Vaters Haus!

Den 17 März, 1978