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   S J Pedde Canada   Alma Pedde (1914 - 2002)

Life at Northland Manor Retirement Home (1998)


Alma Pedde

This page contains a brief diary written in 1998 when Alma Pedde entered Northland Manor in Port Colborne, Ontario Canada.  Most remarkable to me, her son, is her unflagging determination to make the best of things and her amusement and occasional frustration at the behaviour of others. Alma died at Northland Manor in July of 2002.  

12 Januar, 1998

    Nun wollte ich aber doch in das Pflegeheim, Northland Manor, wo Julius ist.  Aber da mußte ich doch warten bis ich an der Reihe war.  Endlich war es so weit und ich konnte am 12 Januar, 1998 auch dahin gehen.  Ich war froh, daß das hin und her zu Ärzte, Operation im Krankenhaus in London, und einige Plegeheime zu Ende war.  Ich habe mich hier eingelebt, und es gefällt mir hier gut.  Das Heim ist nicht sehr groß, sind nicht so viele Patienten, darum auch nicht so viel Pfleger, aber es sind genug Leute da die helfen, sind freundlich und zuvorkommend.  Und Beschäftigung ist auch genug da für einen jeden der noch etwas tun will und kann.  Ich beschäftige mich mit anderen Frauen mit Handarbeiten.

März 1998

    Ein neuer Tag, eine neuge Gelegenheit den großen Gott zu preisen.  Auch heute ist herrlicher Sonnenschein, die Luft ist klar und rein, der Winter geht zu Ende, bald ist der Frühling da.  Wir sehnen uns nach der schönen Jahreszeit wo alles grünt und blüht da wir hinausgehen können und die schöne Natur bewundern.  Doch ach wie manch einer sehnt sich nach einem anderen Frühling, der in der ewigen Herrlichkeit aufgeht, wo keine Krankheit ist, keine Sorgen, keine Schwierigkeiten, keine Wiederwärtigkeiten, keine unerfüllten Wünsche.  Ein Gotteskind kann ja auch erfüllte Wünsche vom Herrn erwarten wenn sie im Willen Gottes stehen.  Habe deine Lust am Herrn, der wird dir geben was dein Herz wünscht.  Hier im Altersheim, sieht man so manches Elend. Manche können sich noch so ziemlich selbst helfen.  Andere müssen vollkommen bedient werden.  Schlimm ist es für diejenigen die den Verstand verlieren.  Aber Gott ist ja der Schöpfer und er weiß warum und wie lange alles währen soll.  Er hat bestimmte Absichten in allem was er tut und was geschehen soll.  Darum wollen wir ihm vertrauen, daß er alles recht führt, denn eines Tages, wenn wir bei Ihm sein werden, wird er uns diese Geheimnisse offenbahren und wir werden Ihm noch danken dafür.  Gott sei Dank für die Kraft die Er jeden Tag gibt zu tragen was da kommt.  Wie oft erquickt Er die matte Seele die sich nach einer Erfrischung von Ihm sehnt.  O wie wunderbar ist es dem Herrn zu vertrauen und zu wissen Er macht alles recht.

Den 17. März 1998

    Heute war wieder ein interressanter Tag.  Schon am frühen Morgen rief mir eine Nurse zu “Happy St. Patrick’s day.“  Ich erwiederte den Gruß, weiß aber nicht woher er kommt oder was er zu bedeuten hat.  Eine Nurse sagte mir er ist Irisch.  Den ganzen Tag wurden Servietten mit grünen Kleeblättern gebraucht.  Zum Mittag gab es Grünen Jello zur Nachspeise.  Manche hatten grüne Kleidung an.  Ich hatte zufällig auch einen grünen Rock und eine grüne Jacke an.  Für gesunde Menschen mag das schon was bedeuten, aber was geben die Kranken und Alten, die nicht mehr klar denken können, drum.  Für sie ist es ein Tag wie der andere und ein jeder muß ihn nehmen wie er kommt, ob gut oder böse.  Es heißt Geduld zu haben, bis der Herr sagt!  Jetzt komm, es ist genug. Für alle die bereit sind wird es eine Erlösung und Freude sein.  Ich bete für alle die in diesem Heim wohnen, so auch für alle Pfleger, Ärzte, Krankenschwestern und Arbeiter.  Möge der Herr alle retten, damit keiner verloren geht.

Den 30. März 1998

    Heute ist ein sehr schöner Tag.  Es ist warm und da durften wir einen Ausflug mit dem Bus machen.  Viel konnte man ja noch nicht sehen.  Nur das Gras fängt an grün zu werden.  Wir fahren die Niagara Fälle entlang, da blühten schon die Krokusse und viele Menschen in Sommerkleidung konnte  man dort schon sehen.  Als wir auf dem Heimweg waren hatten wir auf einmal Panne.  Eine jung Frau fuhr den Bus und ein Mädchen fuhr als Begleitung mit.  Wir Alten waren nur 6 Personen.  Die Frau fuhr den Bus nicht sehr schnell und als der Reifen platzte konnte sie gleich an der Straßenseite parken.  Ein Fahrer der hinter uns kam hatte ein Telefon in seinem Auto, so konnte unser Heim angerufen werden und in einer Stunde war ein Bus vom Kinderheim da, der uns abholte.  Da hatte ich Gelegenheit zu sagen, daß wir Gott danken können, weil Er uns bewahrt hat vor einem Unglück, denn keinem von uns war etwas geschehen.  Wir kamen alle glücklich nach Hause.

Mitte April 1998

    Ein Tag nach dem andern geht vorbei ohne großen Unterschied.  Manchmal aber gibt es kleine Zwischenfälle.  Wir waren zu einer kleinen Besprechung bestellt worden wegen Julius seiner Sitzwunde, geschwollenen Füße und wir sollten größere Socken kaufen.  Da brachten sie ein großes dickes Buch und legten es auf den Tisch.  Da sehe ich am Einband steht Julius Pedde dran.  Ich sagte:  Solch ein dickes Buch for Julius Pedde allein?  Da sagt ein Porter:  Für dich ist auch so ein Buch da, sowie auch für all die anderen! 

    Was da alles drin steht weiß ich nicht.  Ich sehe aber im Büro sitzen einige die schreiben, da tragen sie wohl alles ein:  Die Krankheit, wann’s besser oder schlechter wird, was man für ärztliche Hilfe und Tabletten kriegt.  Das Benehmen, obs einem hier gefällt.  Ob man zufrieden ist, oder eine Klage hat.  Ob man viel Hilfe braucht oder sich noch selbst helfen kann und vieles andere daß wir gar nicht ahnen, daß sie es eintragen.  Nachher dachte ich darüber nach was da alles drin stehen mag.  Da erinnerte ich mich auch daran was in Offenbarung 20, 11-15 geschrieben steht, das wir gerichted werden nach der Schrift in den Büchern.  Wer schreibt denn diese Bücher im Jenseits?  Da müssen wir doch einen unsichtigen Begleiter ständig bei uns haben.  Sogar alles was wir reden wird aufgeschrieben, denn es steht geschrieben, daß wir von tausend Worten nicht auf eins werden antworten können und für jedes unnütze Wort werden wir Rechenschaft geben müssen.  Ist es nicht hier auf Erden schon so, daß wir manchmal unbedacht im Spaß etwas sagen und nachher bedauern müssen, daß wirs gesagt haben?  In Hezekiel 9, Verse 2.3,11. und Hezikiel 10, Verse 2,6 und 7 steht von einem Mann der Leinwand anhatte und ein Schreibzeug an seiner Seite.  In Kap. 9, Vers 4 steht:  Und der Herr sprach zu ihm.  Wir können beide Kap. lesen, denn sie haben viel zu sagen.  Gott helfe uns, daß unsere Bücher nur einen Gott
wohlgefälligen Wandel aufweisen können.

April 28, 1998

    Den 28 April war Abends ein Singprogramm das nannten sie „Brenda Gonda Entertains.“  Ich wollte zuerst gar nicht hingehen, denn ich dachte, wer weiß was sie da singen werden.  Aber weil sie den Julius hinschieben wollten, dachte ich, dann hat er auch ein bißchen Abwechslung und die Zeit dauert ihm nicht so lange.  Und wie gut, daß wir gegangen sind.  Eine junge Frau hat christliche Lieder gesungen und Gitarre gespielt.  Einige Lieder hat sie wohl selber geschrieben die waren uns unbekannt, manche Lieder waren bekannt.  und so viele von den alten Leuten waren gekommen. Zu den Gottesdiensten hier im Heim kommen wenige und nicht immer dieselben.  Die Prediger sind von verschiedenen Gemeinschaften und die Leute, die kommen, sind dann
meistens von derselben Gemeinschaft.  Da konnte ich auch feststellen, daß von dem Bedienungspersonal etliche zur Kirche gehen und im Chor mitsingen, und das hat mich sehr gefreut und Mut gegeben weiter für alle zu beten, damit keiner von allen die hier im Heim sind und auch die hier arbeiten verloren geht.  Hier auf Erden spielen ja die Namen der verschiedenen Denominationen eine große Rolle.  In Off. 15,2-4 steht:  Und ich sah wie ein gläsernes Meer, mit Feuer gemengt; und die den Sieg behalten hatten and dem Tiere und seinem Bilde und seinem Malzeichen und seines Namen’s Zahl, standen an dem Gläsernen Meer und hatten Harfen Gottes und sangen das Lied Moses des Knechtes Gottes, und das Lied des Lammes und sprachen:  Groß und wundersam sind deine Werke, Herr, allmächtiger Gott!  Gerecht und wahrhaftig sind deine Wege, du König der Heiden!  Wer sollte dich nicht fürchten, Herr, und deinen Namen preisen? Denn du bist allein heilig.  Denn alle Heiden werden kommen und anbeten vor dir; denn deine Urteile sind offenbar geworden.

9. Mai 1998

    Heute am 9. Mai, 1998 war eine Hochzeit die in Northland Manor gefeiert wurde. Die Trauung war im Park.  Die Hochzeitsgäste saßen um das Brautpaar.   Ein Pastor has das junge Paar getraut.  Vier Schotten in ihren karrierten Röcken und ihren Instrumenten (Dudelsack) haben gespielt.  Wir alten Leute, welche konnten und wollten zusehen, wurden auch rausgebrachtund konnten von weitem zusehen.  Dann gingen die Hochzeitsleute alle rein und haben drinnen gefeiert.

7. Juni, 1998

    Da hatten wir zum Frühstück, so wie jeden Sonntag, Grieben und ein Spiegelei. Sonst gibt es jeden Tag Rührei ohne Grieben.  Den Papa lassen sie bis Mittag im Bett bleiben damit die Sitzwunde länger ruhen kann.  Heute wollte ich mit meinem Scooter zur Kirche fahren aber sie wollen mich erst prüfen ob ich alle Fahrregeln weiß.  Wanda ist in Kitchener bei Rita zu Besuch, sie muß erst zu Hause sein damit sie die Verantwortung übernimmt wenn mir etwas, beim fahren passiert.  Habe mich deswegen sehr geärgert.  Pflicht ist aber Pflicht.  Und meine Pflicht ist es diesen Verordnungen hier, zu gehorchen, auch wenn es mir nicht gefällt.  Unser Haus ist verkauft und ich kann jetzt, da ich eine Sorge weniger habe, viel besser schlafen.

    Mrs. Minou war ziemlich krank.  Sie versuchten ihr zu helfen, haben aber wahrscheinlich verkehrte Arzenei angewandt, da fing sie an so viel zu sprechen und dann singen und hat 2 Nächte und einen Tag gesungen und gesprochen ohne Ende. Dann wurde ihr Benehmen wieder normal.  Die Nurse sagte;  sie haben ihr andere Arznei gegeben und nun weiß sie wieder was sie sagt.

    Heute Nachmittag soll ja hier wieder Kirche sein.  Ist nur eine halbe Stunde lang, aber doch gut, daß wir auch hier Sonnabend und Sonntag Kirche haben.

9. Juni, 1998

    Den 9. Juni war um 6 Uhr abends eine Nachrichtenstunde für die Alten veranstaltet.  Ein Mann mit Akordion, 2 mit Geigen, einer Gittarre der auch gesungen hat, und eine Frau mit einer Basgeige eine mit Zimbel.  Sie trugen fröhliche, lustige Lieder vor um die Alten in eine fröhliche Stimmung zu bringen damit sie nicht immer so griesgrämig dasitzen.  Viele Lieder waren mir ja unbekannt, aber manche von den Gesangbüchern kante ich an der Melodie.

    Da dachte ich, daß ich im Himmel vielleicht noch auf neuen Instrumenten werde spielen lernen können, wozu ich auf Erde keine Gelegenheit hatte.

10. Juni, 1998

    Gestern den 10. Juni sollte ich Kaffee servieren für freiwillige Arbeiter, die hatten eine kleine Anerkennungsparty.  Aber als ich die Kaffekanne anhob war sie mir zu schwer und ich vergoß Kaffee gleich bei der ersten Tasse.  Ich habe mich entschuldigt und konnte die Arbeit verlassen.  Nun haben sie mir auch erlaubt meinen Scooter zu gebrauchen.  Sie haben aber eine rote Fahne hinten angemacht, damit mich ein jeder fahren sehen soll und kein Unglück passiert.

12 Juni, 1998

    Am 12. Juni wollten sie eine Wiener und hot dog party draußen im Park machen für alle die draußen essen wollten.  Wir wollten auch dabei sein.  Dann war es aber ein regnerischer Tag und wir konnten nicht raus gehen.  Da haben sie drinnen, im großen Raum, die Tische weiß gedeckt und uns mit B.B.Q. und Lemonade schön bereitet.  Das war festlich und hat gut geschmeckt.

28. Juni, 1998

    Heute ist Sonntag der 28. Juni und wieder heiß.  Mir ist noch nicht wohl.  Aber heute war auch Picnik und wir saßen nachmittag draußen im Schatten.  Das tat gut. Es waren ziemlich viele Leute gekommen.  Meistens Verwandte und Bekannte von denen die hier untergebracht sind.  Es waren einige Tische wo die Handarbeiten ausgelet waren zum verkaufen die wir, die Frauen, hier gemacht habe, auch andere Sachen.  Man konnte auch manches zum essen kaufen.  Sogar Pirogen haben sie gebraten, aber da waren so viel angewärmte Zwiebeln dabei, das hätte uns doch nicht gescheckt.  So habe ich nur Eiskreme gekauft.  Musik war da auch da haben Kinder gespielt.  Und Leute haben sich unterhalten. 

4. Juli, 1998

    Sonnabend den 4. Juli saßen wir beide auf unserem gewöhnlichen Platz am Tisch wo wir auch immer essen und haben nur an den Händen gehalten, und auch ein bißchen erzählt.  Die Unterhaltung ist ja ziemlich schwer weil wir beide nicht mehr gut hören können und immer wieder sind welche da die vorbei gehen und sich umgucken weil wir so laut sind.  Da kommt eine Nurse vorbei, die sieht, daß wir uns an den Händen halten.  Da sagt sie:  nach 50 Jahren haltet ihr euch noch immer die Händen?  Wir sind 37 Jahre verheiratet und wir halten uns nicht mehr an den Händen.  Ich sagte:  Nach 50 Jahren?  Wir sind schon 61 Jahre verheiratet.  Heute den 4. Juli ist unser Jubiläum. Da sagte sie:  das hätte ich früher wissen sollen, dann hätte ich es in die Zeitung gegeben.  Eine andere sagte, dann hätten sie einen Kuchen gebacken.  Ich sagte: Ich dachte das wäre doch gar nicht so wichtig.  Da sagten sie:  61 Jahre verheiratet zu sein ist doch wichtig.  Und dann hat es sich herumgesprochen und manche haben uns gratuliert.

5. Juli, 1998

    Heute ist Sonntag der 5. Juli, da war ich in der Kirche.  Frau Doberstein hat mich abgeholt und Richard Buchholzes haben mich zurückgebracht.  Das Mittag hier war noch nicht ganz vorüber, so daß ich meines auch noch bekam.  Sie bewahren mein Mittag auf wenn ich etwas später zurück komme.  Abends feiern sie in der Kirche Abschied mit John Märzluft, dem Jugendprediger.  Der bekommt eine andere Stelle und nach Port Colbourne kommt ein anderer Jugendprediger.

    Nachmittag war hier im Heim auch eine kleine Versammlung.  Der Prediger hat über die Liebe Gottes gesprochen.  Gott hat seinen eingeborenen Sohn aus Liebe zu den Menschen auf diese Welt gesandt.  Jesus hat aus lauter Liebe für die Menschen sein Leben gelassen und noch bebetet:  Vater vergib ihnen denn sie wissen nicht was sie tun.  Dann ist er aber auferstanden, als Erster, und hat uns das ewige leben erworben.  Dank sei Ihm gebracht dafür.

7. Juli, 1998

    Heute ist Dienstag, der 7. Juli.  Wie die Zeit hier so schnell vergeht.  Gestern Nachmittag haben sie für uns einen „Ice-cream social“ gemacht.  Wer wollte, konnte dran teilnehmen.  Die Schwachen wurden in ihren Rollstühlen hingeschoben.  Die Tische waren weiß gedeckt und ein jeder bekam eine große Portion Eiskreme schön angerichtet mit verschiedenem Geschmack und Farben.  Es war festlich und die Leute konnten sich unterhalten.

8. Juli, 1998

    Heute den 8. Juli, 1998 zeigten sie einen Film von Arabien.  Kamele, Bergziegen, allerlei andere Tiere, Vögel und Fische.  Es war interresant das alles zu sehen.

12. Juli, 1998

    Sonntag wa ich in unserer Kirche an Barick Road.  Es waren nicht viel Leute, vielleicht 65 Personen.  Pastor Doberstein predigte von Paulus der sagte:  Ich kann alles durch den, der mich mächtig macht, Christus.  Papa muß heute wieder im Bett bleiben wegen seiner Sitzwunde.

14. Juli, 1998

    Gestern, den 14, Juli mußte ich in den “Cat Scan“ zum durchleuchten.  Sie haben mich wohl eine halbe Stunde drin gehalten.  Ich mußte den Atem immer wieder anhalten und dann wieder atmen.  Im andern Raum saß eine Frau die hatte wahrscheinlich einen Computer vor sich und hat beobachtet was da innerlich in mir vorging.  Hauptsächlich haben sie Magen und Leber studiert.  Zum Schluß gaben sie mir eine Spritze in die linke Hand.  Die halbe Rückseite der Hand wurde schwarzblau von der Spritze.

16. Juli, 1998

    Heute, den 16. Juli, mußte ich wieder für einen Ultra Sound ins Port Colborne Krankenhaus.  Die Nurse hat dann den Arzt zur Beobachtung gerufen, weil sie wahrscheinlich nicht viel finden konnte an Magen, Leber und Galle.  Da haben sie eine Weile gesprochen was ich aber nicht gut verstehen konnte.  Zum Schluß sagte der Arzt:  Die alte Maschine hat es besser gezeigt.  Ich nehme an, daß er den alten Röntgenapparat damit gemeint hat.  Vor etwa 2 Monaten war ich schon einmal zum Ultra Sound. 

17. Juli, 1998

    Heute den 17. Juli fing Morgends an wie jeder andere Tag, obwohl es mein Geburtstag war.  Aber Nachmittag kam Wanda, dann 5 Frauen aus der Gemeinde, Frau Mantig, Märzluft, Reinhold Buchholz seine Frau, Edit und Frau Doberstein mit Segenswünschen, Blumen und Karten.  Frau Märzluft hat sogar Blaubeeren gebracht. Wir hatten eine schöne Unterhaltung.  Die anderen im Heim erfuhren dann, daß es mein Geburtstag war und manche von ihnen haben mir dann auch gratuliert.  Die Nurse, die mir früher gesagt hat, daß wir nach 50 Jahren Ehe noch die Hände halten, dagte dasselbe wieder.  Ich sagte, daß wir 61 Jahre verheiratet sind.  Da frug sie, was für ein Rezept ich geben kann für solch eine lange Ehe.  Aber ehe ich antworten konnte, hat sie selbst gesagt, daß es Kirche ist.

18. Juli, 1998

    Den 18 Juli, brach mir abends, beim Zähneputzen ein Zahn ab.  Montag war Siegfried hier und hat das gemeldet.  Dann hat der Zahnarzt das untersucht.  Er sagte aber er muß erst einen Brief schreiben und Erlaubniss bekommen, daß er die Wurzel ziehen darf.  Er hat aber die 2 anderen Zähne plombiert, die vor 2 or 3 Monaten angemeldet waren.  Heute früh frug mich die Nurse was der Zahnarzt gesagt hat.  Ich sagte ihr von dem Brief den er erst schreiben muß und frug sie, wie lange es dauern kann bis er oder ich Antwort kriege.  Sie sagte:  ein paar Wochen.  Nun, ich habe ja schon warten gelernt, wenn’s auch ein paar Monate dauern wird.  Bis dahin werde ich aber Schwierigkeiten beim essen haben.

2. August, 1998

    Heute ist Sonntag der 2. August.  Morgen ist Edgar sein Geburtstag.  Da würde er wohl 60 Jahre alt sein.  Der Zahnarzt hat gesagt er will den Zahn nächste Woche ziehen.  Früher gingen wir jeden Sonntag Morgen auch abends zur Kirche.  Besonders als es noch deutsch war, war es uns sehr wichtig.  Jetzt sind wir dankbar, daß Sonnabend Nachmittag eine halbe Stunde Gottesdienst hier im Heim ist, wenns auch englisch ist, aber wir brauchen nirgends hingehen.  Jeden 2. Mittwoch ist hier auch Versammlung.  Letzte Woche haben wir hier Geburtstag gefeiert für alle die im Juli Geburtstag haben.  Da war auch eine Frau dabei die 100 Jahre alt geworden ist.  Sie kann aber noch gut denken.  Sie liebt, sich oft eine Weile mit mir zu unterhalten.  Wir können aber beide nicht gut hören, da müssen wir oft fragen was die andere gesagt hat.  Sehen kann sie auch nicht mehr so gut.  Ihren Rollstuhl lenkt sie gut mit ihren Füßen.  Julius ruht heute wieder im Bett.  Er hat schon einige Tage geklagt, daß er müde ist.  Als eine Nurse den Abendbrottisch abgeräumt hat blieb sie bei mir stehen und sagte:  You are a lady.  Ich wußte nicht was sie damit meinte und sagte,  Ja, I am a lady auch you are a lady.  Sie sagte:  No, legte ihre Hände zusammen, zeigte sie mir und sagte wieder:  You are a lady.  Ich sagte ihr dann, thank you, und sie ging. Ich wußte nicht was für ein Unteschied zwischen lady und lady ist.

7. August, 1998

    Heute wurde mein Zahn gezogen.  Nächste Woche soll mein Gebiß den fehlenden Zahn kriegen.  Julius ist heute wieder im Bett.  Er hat sehr schwach und müde gefühlt.  Essen tut er aber gut.  Heute wollte er mir scheinbar was wichtiges erzählen, ich konnte aber kein Wort verstehen das er sagte.

22. August, 1998

    Mein Gebiß hat den fehlenden Zahn bekommen.  Er passt mir gut.  Den 19. August ist meine Bettnachbarin gefallen.  Hat sich eine Hüfte gebrochen und liegt im Krankenhaus.  Diese Woche war Alfred mit Jasmine und sein Schwiegervater Wentland hier.  Es war schön sie zu sehen.  Gestern war Siefried, Chrysta und Zachary hier.  Papa und ich haben uns gefreut.  Papa spricht manchmal unverständlich, verwächselt auch die Namen.  War wieder einen Tag im Bett wegen der Sitzwunde und weil er sich oft so müde und schwach fühlt.  Wanda nahm mich zum Einkaufen bei Zellers.  Ich habe für Julius ein Sitzkissen gekauft.  Hoffentlich wird es passen und drauf besser sitzen.  Habe mir auch ein Bügeleisen und manche Kleinigkeiten gekauft. Siegfried fuhr von hier mit seinem neuen Trailer für 2 Tage nach Niagara Falls.  Morgen beim zurück nach Hause fahren halten sie wieder bei uns an.  Meinen Scooter habe ich auch abgegeben.  Nun brauchen die Nurses nicht Angst haben, daß mir was beim fahren passiert und ich habe auch weniger Ärger.

28. August, 1998

    Gestern den 27 August wurde Helena Maheffey, die hundertjährige, beerdigt.  Von unserem Heim fuhr ein Bus zum Begräbniss, da fuhr ich auch mit.  Wir waren 4 Frauen die mitfuhren.  2 mit Rollstühlen, eine mit Walker und ich mit dem Stock.  Es waren nicht viel Menschen zur Beerdigung gekommen.  Sie hatte einen schönen weißen Sarg mit goldgelbem Beschlag.

1 September, 1998
   
    Heute den 1 September ist Erda De Engelo mit der gebrochenen Hüfte nach 2 Wochen zurückgekommen.  Mrs. Minou hatte an ihrem Arm eine Krebswunde und wurde dran operiert.  Nach etwa einer Woche hat sie in der Nacht den ganzen Verband abgebissen, den nächsten Tag mußte sie ins Krankenhaus gehen und alles neu verbinden lassen.  Jetzt scheint sie vorsichtig zu sein.  Ab und zu zeigen sie hier einen Film von der Kassette.  Wer interessiert ist kann zugucken.

4. & 5. September, 1998
   
    Den 4. September starb einer aus Julius seinem Zimmer.  Der hat immer so viel geschrien.  Nun wird ein anderer reinkommen.  Am 5. September kam eine Braut im Hochzeitskleid am Eingang rein, so konnte ich sie auch sehen.  Sie ist eine Verwandte von Mrs. Minou.  Möge ihr Verspruch am Traualtar wahr bleiben und nicht gebrochen werden.  Am Nachmittag hatten wir wieder Gottesdienst.  Der Babtistenprediger hat eine gute Botschaft gebracht.  Es waren ziemlich viel gekommen.

6., 7. & 8. September 1998
   
    Sonntag den 6. September 1998 kam Pastor Doberstein und manche aus unserer Gemeinde und haben hier Versammlung gehalten.  Montag den 7. war Julius sein Geburtstag da kamen Dobersteins auch und haben ihm Gottes Segen gewünscht.  In Julius seinem Zimmer ist jetzt ein Mann der immer an Lappen nagt.  Ob’s ein Waschlappen oder sein Hemdenzipfel ist.  Seine Brille hat er auch schon beim nagen kaputt gemacht.  Die Knöpfe von den Hemden haben sie schon abgetrennt damit er sie nicht abbeißen und unterschlucken kann.  Den 8. September war ich beim Augenarzt zur Untersuchung.  Meine Augen sind gesund und haben sich seit 6 Monaten nicht geändert.  Nach 6 Monaten am 15. Marz soll ich wieder zur Untersuchung kommen. Jetzt ist eine deutsche Frau von Jugoslavien reingekommen.  Habe mich mit ihr schon bekanntgemacht.  Sie spricht deutsch, schwäbisch und besser englisch als ich.  Sie ist 3 Monate älter als ich (katholisch).  Der Mann der nagen tut schläft jetzt mit Julius in demselben Zimmer.

1. October, 1998
   
    Jetzt bin ich krank geworden.  Es war einige Tage sehr heiß, da machen sie gleich alle Fenster auf.  Für die Dienerschaft ist das ja normal.  Die müssen ja ihre Arbeit alle schaffen und sind dauernd am Schweiß wischen.  Aber ich kann keinen Durchzug vertragen.  Nun schmerzt es im Rücken in den Hüften und in der Rippengegend.  Muß mir nun die schmerzenden Stellen mit “Ben Gay“ oder “Deep Cold“ einreiben lassen damit ich schlafen kann.  Hoffe, daß es bald besser wird.  Ende Monat haben sie wieder eine Geburtstagsparty gemacht, für alle die im September Geburtstag hatten. Da waren 6 Musikanten, die schon einmal hier waren, wieder gekommen.  Einer davon hat auch gesungen.  Der muß ein gutes Herz haben so viel alleine singen zu können. Nachher gabs Drinks und Kuchen.  An mir habe ich festgestellt, daß meine Hände nicht zittern wie sie gezittert haben.  Dafür danke ich Gott.


   
    (C) Alma Pedde 1998, Port Colborne, Ontario
, Canada

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